Seite 1

„Ich glaub es tut ganz gut, sich auch mal ein bisschen selbst zu überlisten.“

Interview mit Schorsch Kamerun und Meense Reents von den Goldenen Zitronen vor ihrem Auftritt auf der Soli-Party für die Fight Racism Now! – Kampagne

Strassen aus Zucker: Eure Bandgeschichte wird von Anderen ja häufig in zwei Phasen eingeteilt; die „Fun Punk“ Jahre zu Anfang, und eine „ernstere Phase“ so ab 1990. Seht ihr selber diese zwei Phasen auch, und gab es bestimmte Gründe, weshalb ihr angefangen habt, offen politische Texte zu machen?

Goldene Zitronen: Natürlich sehen wir das nicht so! Wir haben keine Initialzündung erlebt, dass wir jetzt plötzlich politische Menschen geworden wären. Ich würde sogar sagen, dass wir in den 80ern noch stärker in politischen Umgebungen gespielt haben. Viele unserer ersten Konzerte waren z.B. in der Hafenstraße oder man spielte noch mehr in autonomen Jugendzentren. Es gab einfach noch mehr Szene.
Und rein von den Inhalten her – pfffffff. Das hat verschiedene Gründe.
Dieser FunPunk-Moment ist natürlich einer, den man aus der Entfernung nur noch schwer verstehen kann. So was findet heute in Hamburg als ein Schlager-Move-Event statt. Aber es war auch so ein Reflex aus so einem antiautoritären Verhalten. Sich platt lustig machen über Spießertum und eine bestimmte bürgerliche Enge u.s.w.

SaZ: Also gar nicht die linken Spießer jetzt?
GZ: Die linken Spießer gabs da noch nicht, würd ich sagen. Natürlich gabs die, aber Weiterlesen →

The future is still unwritten

Sweet Talking mit den Rapacts Kronstadt (Barcelona), Daisy Chain (Thessaloniki) und Refpolk (Berlin)

Mit „The future is still unwritten“ haben drei Rapacts aus unterschiedlich von der „Eurokrise“ betroffenen europäischen Ländern – Kronstadt aus Barcelona, Daisy Chain aus Thessaloniki sowie Refpolk aus Berlin – ein musikalisches Vernetzungsprojekt gestartet. Song und Video thematisieren sowohl die Krise wie auch die Bewegungen in den verschiedenen Ecken des Kontinents und zeigen eine gemeinsame Perspektive auf.

Wie habt Ihr Euch eigentlich kennengelernt?

Refpolk: Also das kam durch das Rap Militante Internazionale Netzwerk aus Mailand. Die organisieren monatlich Konzerte mit Rap-Acts aus ganz Europa oder Nordafrika. Wir drei sind dort aufgetreten, und dabei haben wir uns kennengelernt.

Und wie ist der Track entstanden?

Daisy Chain: Das ist jetzt nicht so schwierig wie sich das zunächst anhören mag. Die Kommunikation zwischen uns war sehr gut, und Weiterlesen →

„Ein Faktor, der Menschen dazu bringt, nachzudenken“

Sweet Talking mit Irie Revolté

Mal Élevé und Carlito erzählen über ihr neues Album, was sie von Mackertum halten, wo politische Einstellungen herkommen und was so alles auf den Kopf gestellt werden sollte.

Straßen aus Zucker (SaZ): Ihr spielt gleich auf dem „Gemeinsam gegen Nazis“-Festival. Wie hängen Musik und Politik für euch zusammen?

Mal Élevé (ME): Das ist für uns von Anfang an ein wichtiger Bestandteil gewesen. Für uns ist Irie Revolté eher ein Projekt als nur eine Band. Für uns ist die Musik eine Art, sich politisch aktiv zu betätigen. Natürlich machen wir Mucke auch weil wir Bock auf Mucke haben – ist ja klar. Aber für uns ist es immer auch Bestandteil gewesen, Aktionen und Demos zu unterstützen.

SaZ: In eurem Lied „Antifaschist“ klingt es so, als wären politische Einstellungen angeboren – wir setzen ja mehr auf „Die Welt verändern“ und darauf, dass Menschen auch Entscheidungen treffen können.
Wurden Nazis und andere Honks auch „so geboren“? Was machen wir dann?

Weiterlesen →

Tub-Tubb-Tubbe!

Musik ist für alle da. Die Tanzfläche sowieso. Und Pop erst recht. Vor allem wenn sie aus dem Hause Audiolith kommt und auf den charming Namen Tubbe hört. Wir haben die Neo-Berliner, die gerade ihr Debut veröffentlich haben gefragt, was sie vom Raven und dem Pipi-Langstrumpf Konzept halten und was man tun muss, damit sie einem Kekse schicken.
We are in Love. Für mehr als 5 Minuten.

Straßen aus Zucker: Ihr tretet an den Rave zu revolutionieren. In eurem Presseinfo zum Album wird euch die Fähigkeit zugesprochen Ravefans der unterschiedlichsten politischen und sozialen Backgrounds auf einer Tanzfläche zu vereinen. Warum Rave? Warum dieses ekstatische Genre? Weil ihr Kinder der 90er seid?
Weiterlesen →

Interview mit: Saalschutz

Das Zürcher Ravepunk-Duo Saalschutz im Gespräch über das neue Album „Nichtsnutz“, DJ Bobo und die Vermischung von Privatleben und Beruf.

SaZ: Das Album kommt musikalisch viel sanfter und ruhiger daher als seine Vorgänger. Warum der Pop?
Saalschutz: Einen aufgedrehten Ravepunk-Smasher zu schreiben, ist uns etwas zu langweilig geworden. Das haben wir oft genug gemacht. Das heißt nicht, dass wir diese Songs nicht mehr mögen oder das nie mehr machen. Aber das war für die neue Platte nicht oberste Priorität. Wir haben zu dem Genre ziemlich viel beigetragen und wollten uns mal ein bisschen in eine andere Richtung bewegen. Also weg vom für uns künstlerisch sicheren Hafen.
SaZ: Dies zeigt sich durch Anleihen aus Jazz, Schlager, Klaviere und Akustikgitarren. Eure Musik ist viel bunter geworden. Der alte Ravepunk ist verwaschen. Ist das eine Konsequenz aus über 100 Konzerten, 4 Alben, zahlreichen Features und Gastauftritten bei befreundeten Musiker_innen? Eine Art natürlicher Reifeprozess einer Band, die ziemlich umtriebig ist und dabei mit den verschiedensten Künstler_innen und musikalischen Vorstellungen in Kontakt kommt?
Weiterlesen →

INTERVIEW: TickTickBoom

Crew Love is True Love. Das haben nicht nur wir bei unserer aktuellen Ausgabe festgestellt, sondern das dachten sich auch verschiedene Rapper_innen aus Deutschland und haben die Supergroup TickTickBoom initiiert. Wir haben Sookee und Leiji kurz vor der ersten großen Zeckenrapgala in Berlin und Hamburg getroffen und wollten wissen, warum sie sich gegründet haben, was noch alles kommen wird und was sie eigentlich von Zeckenrap halten:

Zeckenrapgala

SAZ: Also, stellt euch doch mal kurz vor.
Sookee: Ich bin Sookee, ich bin seit 4 Jahren in Berlin und bin Rapperin und ich unterstelle mir selber, ich sei eine Hip-Hop-Aktivistin.
Ich mach so Queer-Fem-Kram und turne durch das linksradikale Spektrum mit meiner Mucke. Geboren wurde ich in Mecklenburg-Vorpommern, in einer kleinen Stadt namens Pasewalk. Und meine Eltern sind ’86 in den Westen und seitdem bin ich in Berlin.
Leiji: Ich bin Leiji und wurde dort geboren, wo Rudi Dutschke auch geboren wurde. Und bin dann mit einem Jahr nach Berlin geschippert worden. Ich bin der Produzent. Ich mache sonst ja politischeren Rap und bin auch bei BerlinVegan dabei. Und heute bin ich hier mit als Teil von TickTickBoom.

SAZ: Wie kam TickTickBoom zustande? Was ist eure Motivation? Und was können wir außer dem kürzlich veröffentlichen Song noch erwarten?
Sookee: Diese linke Rapszene, die wir unter der Hand auch als Zeckenrap bezeichnen, ist ja relativ doll gewachsen in den letzten 3-4 Jahren, sodass es erfreulicherweise mittlerweile sehr viele Leute gibt. Außerdem gibt es jährlich ein Event im Juli in Nürnberg, das heißt Unspokenwords-Festival.
Wir haben in den letzten beiden Jahren schon gemerkt, dass es einfach eine bestimmte Anzahl von Leuten gibt, die immer wieder sehr aufeinander hängen und sich sehr mögen und inhaltlich gut miteinander klar kommen, da gab es auch schon diverse Features. Und wir hatten einfach Interesse daran, Ressourcen zu bündeln, uns einfach ein Stück weit zusammenzuschließen, ohne uns jetzt explizit in Gänze aufeinander festzulegen. Aber eben einen Schulterschluss hinbekommen. Weiterlesen →

Interview mit NEONSCHWARZ (Captain Gips / Johnny Mauser / Marie Curry)

NEONSCHWARZ heißt seit 2012 das gemeinsame Projekt der drei Hamburger_innen Marie Curry, Captain Gips und Johnny Mauser, die auch zuvor schon solo, zu zweit oder zu dritt unterwegs waren. Bereits 2010 landeten sie mit „On a journey“ zusammen einen Sommerhit, der zum YouTube-Blockbuster avancierte. Von Kiel bis Bern kennt das neonschwarze Dreigestirn wohl jedes autonome Jugendzentrum von innen, hat in Clubs, auf Fusion Hangars und als Vorband von Frittenbude für Begeisterung gesorgt.

Beim Hamburger Superlabel Audiolith haben die drei einen vertrauensvollen Patenonkel gefunden und sind dort in bester Gesellschaft von Bands wie Egotronic, Frittenbude und Supershirt. Bisher erschienen unter Audiolith-Flagge die Captain Gips Singles „Was ihr liebt“ und „Bettman“ sowie das Johnny Mauser Album „Die Sendung mit dem Mauser“ als Vinyl. Jetzt folgen die Doppelsingle „Heben ab / On a journey“ am 10.08.12 sowie die EP „Unter’m Asphalt der Strand“ am 17.08.12.
Anläßlich dieser Veröffentlichungen haben wir exklusiv für Euch ein Interview mit Neonschwarz geführt und das könnt ihr Euch nun hier reinziehen!
neonschwarz straßen aus zucker interview

Ihr habt ja einerseits Texte, mit denen ihr euch politisch positioniert und seid zum Beispiel gegen den Nazi-Aufmarsch im Juni in HH aktiv gewesen. Was ist die Musik für euch – Business, Ausdruck euer Politischen Überzeugung, Kunst?
Weiterlesen →