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Wie Deutschland bist du? How much is the fish?

Der große Integrationstest

Ungebrochen ist der Diskurs um „Integration“ und endlich ist er da: der große SaZ-Selbsttest! Mach den Test und finde heraus, wie integriert Du wirklich bist und ob Du den Eintritt oder doch nur einen Arschtritt von dieser Gesellschaft erwarten kannst. Wenn Du dem Ergebnis nicht glaubst: selber Schuld!

1. Ich habe die deutsche Staatsbürgerschaft…
a) nach einem Einbürgerungstest mit Loyalitätserklärung an die Freiheitlich Demokratische Grundordnung (FDGO) bekommen. (*)
b) “aber hier leben – nein danke!“ (****)
c) seit meiner Geburt in Deutschland. (**)
d) würde aber auch eine andere annehmen / hätte die andere gern behalten. (***)

2. Meine Familie kommt aus…
a) gutem Hause.(**)
b) den verlorenen Ostgebieten. (*)
c) nicht aus – vom anderen Stern, wahrscheinlich. Ich versteh‘ sie jedenfalls nicht. (****)
d) verschiedenen Teilen der Welt. (***)

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Natürlich bin ich nicht dein Typ

Eine kleine Empfehlung des Buches „Geschlecht – Wider die Natürlichkeit“.

Immer wieder werden wir in den Medien, Politik, Familie und Freundeskreis mit Aussagen über eine angebliche Naturhaftigkeit des Menschen konfrontiert: ob nun, dass der Mensch von Natur aus egoistisch, faul und böse sei oder dass er sich ‚natürlicherweise‘ verliebt, Pärchen bildet, sich zum Nisten ein Reihenhaus baut. Vor allem in Hinblick auf Männer- und Frauenrollen sind die Kirche und die Biologie zwei ganz große und wichtige Institutionen zur Beibehaltung und Verbreitung solcher Schauermärchen. Heinz Jürgen Voß hat sich mit der Geschlechterforschung in der Biologie auseinandergesetzt. Ihr_sein Buch „Geschlecht – Wider die Natürlichkeit“ aus der Reihe theorie.org, liefert einige Argumente und Fakten zum Zurückfeuern.
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Alice im Wunderland

Was kann man denn nach der Schule machen? Gleich arbeiten oder studieren? Oder doch ein freiwilliges soziales Jahr? Seit knapp vier Jahren gibt es eine Alternative der ganz besonderen Art: Für den Freiwilligendienst „Weltwärts“ komplettfinanziert in ein Entwicklungsland reisen und dort Aufbauhilfe leisten. Na das hört sich doch toll an! Gutes tun, ein Jahr in den Süden fliegen und das alles auch noch für umme.

Immer mehr junge Menschen (auch einige von uns SaZ-Redakteur_innen) haben sich seitdem für einen Freiwilligendienst im Ausland entschieden. Aber bei allen schönen Dingen, die so eine Reise mit sich bringt, sehen wir auch das ein oder andere Problem. Der gleiche Staat, der durch Agrarsubventionen für Exportschwierigkeiten in Ländern des Südens sorgt und den Menschen, die dann von dort nach Europa flüchten, die Grenzschutztruppe Frontex auf den Hals schickt – dieser Staat spendiert jetzt selbstlos jährlich über 70 Millionen Euro um Menschen in Entwicklungsländern aus der Patsche zu helfen? Und das auch noch durch Schüler_innen? Das erscheint nicht nur uns merkwürdig. „Egotrip ins Elend“ schallt es gar aus der Presse. Nicht ganz zu Unrecht. Denn im Gegensatz zu ausgebildeten Entwicklungshelfer_innen fehlt uns Freiwilligen zumeist das nötige Know-how und die Erfahrung, um der dortigen Bevölkerung wirklich helfen zu können. Von dem Geld, das der Staat uns Jugendlichen für Flug, Seminare und Unterkunft gibt, könnten oft vor Ort mehrere dringend notwendige neue Jobs in der Sozialarbeit finanziert werden. Weiterlesen →

Culture? I’d rather kiss a wookie!

Kultur und Rassismus

Text v češtině

Wem kommen folgende Aussagen nicht bekannt vor, sei es am elterlichen Abendbrottisch, in der U-Bahn oder in der Zeitung: „Muslime stehen der westlichen Lebensweise mit ihren demokratisch verankerten Freiheiten abneigend gegenüber. Sie bleiben deswegen unter sich, statt sich zu integrieren. Die Männer bestimmen über alle Lebensbereiche, während Frauen ungefragt Folge zu leisten haben. Sie sind unreflektiert und fanatisch aufgrund ihrer Religion.“ Leider handelt es sich bei dem Quatsch nicht um Einzelmeinungen: Drei Viertel aller nicht-muslimischen Deutschen gaben in einer Umfrage der Uni Bielefeld an, dass ihrer Meinung nach die „islamische Kultur“ nicht oder eher nicht in „unsere westliche Kultur“ passe – Kulturalisierung und anti-muslimischer Rassismus sind in Deutschland Alltagsphänomene.

Jedi Mind Tricks
Die obigen Bilder werden im Fall der Muslime verwendet, um jede_n einzelne_n mit bestimmten festgelegten Merkmalen zu versehen, sie somit als einheitliche Gruppe von der eigenen abzugrenzen und dann abzuwerten. Dabei wird dann gar nicht mehr gesehen, dass jemand zwar Eltern haben mag, die aus Saudi-Arabien kommen, deswegen aber noch lange nicht an Gott glauben muss. Oder, dass es Leute gibt, die zwar offiziell „muslimisch“ sind und an manchen Familienfeiern teilnehmen, das für sie aber ungefähr so viel oder wenig bedeutet wie wenn manche Christ_innen sich an Jesus’ Geburtstag mit Geschenken überhäufen. Uninteressant ist auch, ob jemand z.B. iranische Kommunistin oder syrischer Anarchist ist – das bestimmende Merkmal ist die vermeintliche Zugehörigkeit zur „islamischen Kultur“. Auch die Tatsache, dass es im Islam wie in allen Religionen viele verschiedene Denkschulen gibt, orthodoxe wie liberale, wird einfach mal so unter den Tisch fallen gelassen. Weiterlesen →

„Was ist da bei Ihnen durchgebrannt, Herr Stadlober?“*

*(BILD-Zeitung vom 12.6.11)

Interview mit Robert Stadlober

Der aus den Filmen „Sonnenallee“, „Sommersturm“ und „Crazy“ bekannte Schauspieler geriet diesen Sommer als „Sympathisant“ von „Autozündlern“ in die Schlagzeilen. Er war in einer Antifa-Gruppe, findet Deutschland nicht so gut und hat den Hamburger Kommunisten Thomas Ebermann zum Vorbild. Dass damit eine Menge Leute Probleme haben ist klar – wir nicht! Deswegen haben wir ihn an einem regenfreien Tag zum Bier trinken getroffen.

Du hast ein Interview für das Berliner Stadtmagazin ZITTY gemacht, das noch mal Bezug auf deinen viel zitierten Satz aus der ARD-Talk-Show „3 nach 9“ vom 12. Juni nimmt: „Solange in Hoyerswerda keine Asylantenheime brennen, sind mir brennende Autos relativ egal.“

Ich wurde ja zum Staatsfeind Nummer 1 erklärt und das war noch so ein letzter Nachschlag. Das war auch kein wirkliches Interview in der ZITTY, sondern ein Text, den ich geschrieben habe. Nach der Talkshow wollte ich einfach ein paar Sachen klarstellen. Vor allem nachdem mir BILD-Zeitungsleser Morddrohungen und ähnliches geschickt hatten. Weiterlesen →

Kirchenaustritt D.I.Y.

Wie auch immer Du da rein geraten bist, so geht‘s raus:

Vielleicht hat Dich Ned Flanders zur Nottaufe gezerrt – vielleicht hat Dir jemand aus Versehen Weihwasser über den Kopf gekippt, vielleicht wolltest Du Omi damals einen Gefallen tun, mit der Taufe und Kommunion viel Geld absahnen oder vielleicht haben Deine Eltern einfach für Dich entschieden, als Du noch nichts einwenden konntest – jedenfalls gehörst du jetzt durch irgendwelche höheren Mächte offiziell zu einer staatlich anerkannten Glaubensgemeinschaft.

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Gott, Gene und fiese Kapitalist_innen

oder: Warum viele Religionskritiker_innen ähnliche Fehler machen wie ihr Gegenüber

Leute, die in ihrer Freizeit mit irgendeiner heiligen Schrift rumlaufen und anderen daraus vorlesen, findet eigentlich keine_r richtig cool. In der Schule ist Reli oft eins der Fächer, bei denen selbst diejenigen schwänzen, die sonst keine Stunde verpassen. Und auch sonst sind da ganz viele einer Meinung: Religion sei ignorant und altmodisch, ganz klar, weil man ja mittlerweile wisse, dass die ganzen heiligen Bücher einfach nicht recht haben. Urknall, Einzeller, Dinosaurier und so weiter zeigten, dass die Schöpfungsgeschichte allenfalls ein nettes Märchen sei. Und im Weltraum seien wir auch schon gewesen, Gott haben wir aber nicht gefunden. Stattdessen solle man sich ja mal vor Augen führen, was Religion statt dem von Gott versprochenen friedlichen Leben wirklich verursacht habe: Nichts als Krieg und Elend. Nachdem etwa in London einige evangelikale Christ_innen auf die Idee gekommen waren, auf öffentlichen Bussen Werbung für das Christentum mit Sprüchen wie „Ungläubige werden Höllenqualen leiden“ zu machen, fühlten sich einige Atheist_innen dazu berufen, ihre eigene Buskampagne in mehreren europäischen Staaten zu starten. Auch in einigen deutschen Städten waren zum Beispiel Werbeflächen mit dem Text „Es gibt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Gott“ zu sehen. Weiterlesen →

Was (und was wir nicht) gegen Religion haben…

Wenn Menschen von höheren Mächten treu und still umgeben sein möchten, anstatt diese abzuschaffen

Ich will keine Versprechen, die mir Menschen geben,
die sie dann wieder brechen, so sind Menschen eben!

Xavier Naidoo, gläubiger Schlagersänger (mit Aluhut)

In einer Zeit, in der die Welt restlos aufgeklärt scheint, jeder Winkel der Erde, ja selbst unser Sternensystem erforscht ist, erscheint der Glaube an Gottheiten erstmal nur als lustige, individuelle Verschrobenheit. Doch bei näherem Betrachten hat der Glaube nicht nur einen individuellen Charakter. Er entspringt nämlich offensichtlich einem großen Bedürfnis bei vielen Menschen. Religiöse Vorstellungen sind in ihrer heutigen Form – und nur um diese wird es in diesem Text gehen – eine nahe gelegte Umgangsweise mit der Katastrophe eines Lebens im Kapitalismus. Dieses Leben ist eins im ständigen Misstrauen: „Der tut doch nur so nett“, „Im Leben wird Dir nix geschenkt“. All die ausgefahrenen Ellbogen gehören zur täglichen Erfahrung, die jede_r in dieser Gesellschaft macht. Ja, sogar notwendigerweise machen wird, da man sich permanent an der Konkurrenz aller gegen alle beteiligen muss, um an die Dinge zu kommen, die man zum Leben braucht.
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Straßen aus Zucker #6 online!

Dass Papst Benedikt XVI, formerly known as Joseph Ratzinger aka der kleine Hitlerjunge, einen Besuch im September in Berlin, Freiburg und Erfurt plante, war uns Anlass genug eine Schwerpunktnummer zur Kritik der Religion zu machen. Sicher können sich noch viele von Euch an den Skandal erinnern, den der gute Ratze mit der Wiederaufnahme der Holocaustleugner von der erzreaktionären Pius-Bruderschaft in den katholischen Kirchenschoß ausgelöst hat – ganz zu schweigen von den immer wieder und wieder „auftauchenden“ Skandalen um sexuelle Gewalt in kirchlichen Einrichtungen und Kontexten. Wir haben uns dabei nicht auf die zwar wichtige aber nicht ausreichende Kritik an der menschenfeindlichen Geschlechter- und Sexualpolitik des Papstes und der katholischen Kirche in Bezug auf Frauenrechte, Homosexualität, HIV-Prävention oder Schwangerschaftsabbrüche beschränkt, die im linksliberalen Diskurs um den „Rottweiler Gottes“ und seinen Anhang den größten und oft auch einzige Raum einnimmt, sondern haben uns abseits dieser Skandalhascherei einerseits mit einer grundlegenden Religionskritik und andererseits mit einer Kritik der gängigen Religionskritiken beschäftigt. Letztere sind nämlich oft nicht viel besser, wenn sie einfach die Naturwissenschaften zur neuen Bibel erheben. Außerdem haben wir uns mal die üblichen Vorstellungen zur christlichen Kirche angeguckt und sie widerlegt. Abschließend zum Religions-Schwerpunkt gibt es eine kleines „How to…“, wie ihr aus dem Laden wieder rauskommt, wenn auch ihr, wie selbst einige hier in der Redaktion, hinterlistig als ganz ganz kleine Kinder getauft wurdet, nun offiziell „katholisch“ oder „protestantisch“ seid und z.B. entsprechende Steuern zahlen müsst.

Die anderen Texte in dieser Ausgabe bilden passend zur diesjährigen „…umsGanze!“-Kampagne „Gegen Integration und Ausgrenzung“ einen zweiten Schwerpunkt. Da gibt es zum einen den ultimativen „Integrationstest“, denn die rassistische Debatte um „die Integration der Ausländer“ hat nicht erst mit Sarrazin angefangen und geht auch ohne ihn weiter. Zum anderen gibt es neben dieser augenzwinkernden Intervention auch noch ernstere Texte die sich mit Kulturalisierung und Antiziganismus beschäftigen. Im Interview waren wir diesmal mit Robert Stadlober, der irgendwo zwischen Kekswichsen und der Diskussion über brennende Luxusautos als Schauspieler und Linksradikaler bekannt geworden ist.
Last but not least eine gute Nachricht für alle, die unsere Aufkleber vermisst oder sich schon lange auf neue T-Shirt Motive gefreut haben: Beides gibt es nun dank audiolith.net und diraction.org wieder im Angebot!
Und nun viel Spaß mit der Ausgabe 666!

Straßen aus Zucker #5 – alle Texte online!

Nach der PDF-Version sind nun auch alle Texte einzeln online verfügbar!

Diese unterliegen übrigens keinem klassischen Copyright, sondern können und sollen auch digital weiter verbreitet werden. Eine Quellenangabe wäre nett, ist aber kein muss.

Intro

Fang bei Dir selber an!?
Von ungegessenen Burgern und ungetragenen Klamotten

Drugs are bad m`kay!?
Warum sich der Staat so brennend für Deinen Stoffwechsel interessiert

Dasselbe in grün
Klimawandel, Ozonloch, Artensterben…

Interview mit Sila Sönmez
Autorin des Romans „Das Ghetto-Sex-Tagebuch“

On the Run
Mit „Schwarzfahrerin“ Caro auf Tour

Ene, mene, muh…
Vom Leben im Hamsterrad

PorNo? PorYes? PorHaps…
Warum nicht alle Pornos geil sind

„Zimt und Zucker“-Interview
Interview mit dem neuen Zeitungsprojekt aus Österreich

Straßen aus Zucker #5