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„Für viele ist der Einstieg in die Konsumkritik, die Vorstufe zur Systemkritik.“

Kommentar zum Artikel „Weltrettung im Biosupermarkt“

Guten Tag,

Vieles richtige steht in dem Artikel, aber dennoch finde ich, dass einige wichtige Aspekte übersehen werden.

Für viele ist der Einstieg in die Konsumkritik, die Vorstufe zur Systemkritik. Eine Bewusstwerdung darüber, dass da einiges im Argen liegt. Und ein Verstehen von Auswirkungen unserer Lebensweise. Sicherlich kommen viele auch nicht an den Punkt, die Systemfrage zu stellen. Trotzdem ist es eine Chance und ein wichtiger Lernprozess. Konsumkritik ist mehr, als nur welcher Konzern ist weniger schlimm. Sondern auch, was kann überhaupt unter „nicht-toxischen“ Bedingungen hergestellt werden. Da scheinen mir doch so manche Linke im Lala-Land zu leben. Viele Güter und Dienstleistungen könnten niemals unter nichtausbeuterischen Bedingungen jedem Menschen dieses Planeten zur Verfügung stehen. Da gehört halt auch das Fliegen dazu. In einem menschen- und umweltfreundlicheren System wird unsere Lebensweise keinen Platz haben.

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„Nicht, dass ich Antikapitalismus nicht befürworten würde – ich habe ihn nur nicht als meine persönliche Mission auserkoren.“

Ein Kommentar zum Zusammenhang von Klimaaktivismus und Antikapitalismus

Liebe SaZ-Redaktion,

eure Zeitschrift ist mir am Freitag beim Nicht-Klimastreik in die Hände gefallen. Mein erster Gedanke war: Puh, wieder so ein realitätsfremdes linkes Manifest. Ich war überrascht.

Zuerst möchte ich euch ein großes Lob aussprechen dafür, dass ihr kritische Rückfragen vorweg nehmt und direkt in euren Artikeln beantwortet. Bisher hatte ich die antikapitalistische Strömung der Umweltbewegung nicht inhaltlich verstanden. Die Frage, warum denn nun Umweltzerstörung, Kapitalismus, Nationalismus, etc. einander bedingen, stellt sich mir schon seit geraumer Zeit und eure Zeitschrift ist die erste, die sie mir sachlich, rational und in einem für mich zugänglichen Stil beantworten konnte. (Trotzdem zieht ihr an stellenweise Schlussfolgerungen und Assoziationen, die mir zumindest ohne zusätzliches Wissen nicht folgerichtig erscheinen, z.B. dass Marktwirtschaft gleichbedeutend mit Kapitalismus ist.)

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„Der springende Punkt beim sogenannten ‚Degrowth‘ ist ja gerade, dass es nicht nur darum geht, mehr bio und fair zu kaufen.“

Über Degrowth

Hallo SaZ-Team,

ich habe in der aktuellen taz.am wochenende die neue SaZ gefunden und gelesen. Ich finde sie eine gute Sache! Es ist wichtig, über ganz andere Wirtschaftskonzepte nachzudenken und es ist schade, dass Blätter wie eures, die das tun, so sehr schmal vertreten sind und kaum Beachtung finden (stattdessen lieber tagesthemen und F.A.Z.). Bei aller Liebe muss ich aber sagen, dass mir oben genannter Artikel ganz schön aufgestoßen ist. Ihr beschreibt Degrowth und das BGE dort wirklich viel zu einseitig, viel zu gefärbt und viel zu unumfassend. Ja, es stimmt, so viel Platz ist in der dünnen Zeitung nicht, da muss man komprimieren; aber das ist kein Grund, ganze zu einem Thema gehörenden Aspekte vollständig zu vernachlässigen, um für die eigene Sache zu werben.

Denn v. a. Degrowth hat enorm viel Potential aus unserer ausbeuterischen, absurden Weltwirtschaft eine zukunftsfähige zu machen. Es ist nicht wahr, dass es hierbei einzig darum geht, „Wachstum“ für böse zu erklären und ein mit der menschlichen Natur nicht vereinbares Nur-Mittel-kapitalistisches System aufzubauen. Aber so klingt es bei euch.

Es haben viele Menschen, viele, die sich jahrzehntelang mit umwelt-, sozial- und wirtschaftspolitischen Thematiken befasst haben, dicke Bücher über ihre Idee für nachhaltiges Wirtschaften geschrieben. Zum Beispiel haben Niko Peach, Harald Welzer, Franz-Josef Radermacher, Mathias Weik, Mark Friedrich, Redakteur*innen der Monde diplomatique, Bonita Matofska, Felix Finkbeiner und und und solche veröffentlicht, Aktionen gestartet und alternative Konzepte entwickelt. All diese Ideen werden landläufig mit einem einzigen Begriff handhabbar gemacht, obschon er wirklich unzureichend beschreibt, was tatsächlich dahinter steckt. Dieser Begriff „Degrowth“ verhindert eine ernsthafte Auseinandersetzung mit ihnen, weil er sie auf einen einzigen Aspekt reduziert.

In Wirklichkeit aber geht es um so viel mehr. Es wird in diesem Zusammenhang über die Natur des Menschen philosphiert, über Ökologie, über Kommunismus und Kapitalismus, über Kooperation, Regionalwährungen, Guerilla Gardening, Bildung, Demokratie, Pazifismus. Kurz: Mit der Entwicklung eines neuen Wirtschaftskonzeptes geht auch hier ein allgemeiner gesellschaftlicher Wandel einher – oder andersherum. Viele Ideen sind kommunistisch inspiriert; schon mal von der Sharing Economy gehört?

Der springende Punkt beim sogenannten „Degrowth“ ist ja gerade, dass es nicht nur darum geht, mehr bio und fair zu kaufen, was – wir ihr ja richtig feststellt – völlig unnachhaltig ist, weil nicht realisierbar außer für eine finanzielle Elite. Aber so stellt ihr das dar. Das finde ich enttäuschend, weil gerade euch müsste doch so etwas interessieren. Das ist doch ein Teil der friedlichen, Schritt-für-Schritt-Revolution, die Idealist*innen sich wünschen. Zu diesen zähle ich mich, zu diesen ich euch zähle (so wenig ich über euch als Personen weiß). Wenn ihr schon kritisiert, dann informiert
euch doch bitte im Vorhinein so gründlich wie ihr das bei anderen Themen auch tut.

Viele Grüße!

L, taz- und SaZ-Leserin

Liebe SaZ-Redaktion,

Die Beilage der taz dieses Jahr war sehr interessant zu lesen. Aber eine Sache hat mich doch sehr gestört, nämlich die Kritik am Degrowth. Ich hatte leider nicht das Gefühl, dass der Ansatz richtig wiedergegeben oder von euch tatsächlich verstanden wurde. Erst wenn man sich einen Ansatz tatsächlich vor Augen geführt hat, sollte man ihn kritisieren (dieser Hinweis darf gerne an eure Kollegen von translib weitergeleitet werden). Natürlich ist es auf einer Seite nur schwer möglich, aber doch trotzdem hat sich bemerkbar gemacht, dass der Ansatz nur oberflächlich verstanden wurde. Leider ist die Kritik dadurch sehr pauschalisierend ausgefallen. Erst einmal empfehle ich zum Verständnis des Ansatzes folgende Literatur:

  • „Wohlstand ohne Wachstum“ von Tim Jackson
  • „Es reicht! Abrechnung mit dem Wachstumswahn“ von Serge Latouche
  • „Befreiung vom Überfluss“ von Niko Paech

Jackson geht eher auf wissenschaftliche und vor allem makroökonomische Grundlagen ein(er ist kein direkter Anhänger der Degrowth-Bewegung). Paech und Latouche beziehen deutlich Stellung und vertreten eine bestimmte, wenn auch wissenschaftlich begründete Position. Paechs letztes Kapitel enthält auch eine vergleichsweise gute Skizze, wie eine Postwachstumsökonomie aussehen könnte. Vor allem dieser orientiert werde ich jetzt mal einige eurer Aussagen korrigieren und ergänzen.

Wachstum sagt sehr wohl etwas über die Hohe von CO²-Werten aus. Paech geht übrigens von einem direkten Zusammenhang zwischen
CO²-Ausstoß und Wirtschaftswachstum aus. Kurz: Wachstum und
CO²-Ausstoß lassen sich nicht bzw. kaum voneinander entkoppeln.
Dafür sprechen auch Statistiken, denn in Wirtschaftskrisen sinkt der
CO²-Ausstoß. Auch geplante Obsoleszenz (wie bei den Kopfhörern)
soll vermieden werden, in dem Prosumenten (=Konsument, der an der
Produktion des Gutes teilhat) wie Unternehmen ihr Verhalten ändern
und dies kann z.B. mit Steuern und Gesetzen flankiert werden. Deshalb
ist sind Degrowth-Befürworter aber noch keine BIP-Fetischisten, die
alles andere ausblenden und es gibt eben auch wissenschaftliche,
differenzierte Blickwinkel auf Wachstum. Es werden in diesem Rahmen
übrigens auch andere Indikatoren als das BIP vorgeschlagen, in denen Wirtschaftswachstum teilweise gar keine Rolle mehr spielt, wie z.B. das Bruttonationalglück.

„Profit ist okay, Profitgier ist nicht okay!“…diese plakative Ausformulierung ist schlichtweg falsch. Paechs Ansatz will Profitstreben möglichst vermeiden, soll heißen: Der Tante-Emma-Laden, der sich und seine Mitarbeiter durch den Verkauf selbst finanziert (sozusagen zum „Selbstkostenpreis“ ), ist wünschenswerter als der riesige Supermarkt, der Gewinn machen will. Denn Gewinnstreben ist eine entscheidende Ursache für Wachstum. Also eher: Profit nur, wenn nicht anders möglich (also wenn die Nachfrage nicht ohne Geld befriedigt werden kann, was insbesondere auf reine Importgüter wie Bananen zutreffen dürfte).

Es geht auch nicht einfach nur um Bedürfnisbeschränkung. Es geht erstens darum, Bedürfnisse nachhaltiger zu erfüllen. Das bedeutet, vor allem lokale und regionale Märkte. In dem ich mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV einkaufen fahre, statt mit dem Auto. Oder in dem ich regionale Äpfel kaufe, anstatt welche aus Neuseeland. Oder in dem ich nur eine statt drei Bananen pro Woche esse. Deshalb muss ich aber nicht auf das Auto, den Apfel oder die Banane verzichten. Erst recht nicht zwangsweise, durch den Staat verordnet. So etwas wie Fleischverbot der UN will dieser Ansatz gerade vermeiden!

Dazu gehört außerdem auch eine wichtige konsumkritische Komponente: Weniger Konsum macht ab einem bestimmten Level glücklicher als mehr Konsum. Das heißt, freiwilliger Verzicht kann einen Vorteil haben. Es ist logisch, dass die, die weniger haben, auf weniger zu verzichten brauchen. Und es ist eine souveräne Entscheidung, worauf man verzichtet. Heute unterliegt das leider häufig gesellschaftlichen Zwängen (Kinder brauchen für die Schule einen Computer, Hartz-IV-Sanktionen etc.). Außerdem gilt der Grundsatz: Gar kein Konsum ist besser als Fairtrad-Öko-Whatever-Konsum. Beispiel Smartphone: Zunächst sollten möglichst alle bisherigen Handys möglichst lange genutzt und repariert werden. Sollte das nicht mehr möglich sein, müssen diese recyclet oder upcyclet werden. Erst dann kommen neue Handys ins Spiel, die möglichst langlebig sein sollten und natürlich auch unter fairen sozialen Bedingungen hergestellt werden sollten (letzter Punkt ist nicht direkt Bestandteil des Ansatzes, aber liegt denke ich im Interesse des Gemeinwohls, das der Ansatz stärken will). Diese sollen dann natürlich auch möglichst lange genutzt und repariert werden
(modulare Bauweise usw.). Gebrauchtes zu nutzen und möglichst regional und ohne Kostenaufwand reparieren zu lassen hat immer Vorrang vor einem Neukauf, wie öko und fair das Produkt auch sein mag. Oder anders ausgedrückt: Der beste Flug ist der, der nicht stattfindet bzw. stattfinden muss.

Degrowth bezieht sich nur auf Industriegesellschaften, d.h. Deutschland, USA, Frankreich usw. Das heißt, Menschen in Entwicklungsländern sollen nicht den Gürtel gar nicht enger schnallen müssen, sondern ihnen soll eine eigenständige Entwicklung ermöglicht werden, ohne eine komplette Besiedelung mit Starbucks und McDonalds. Dort sind ohnehin Strukturen noch mehr auf Subsistenzwirtschaft ausgerichtet, und genau zu dieser will die Postwachstumsökonomie zurück (wenn auch nicht vollkommen). Deshalb müssen die Bewohner nicht viel ändern, sondern die Industriestaaten: sie sollen schlichtweg nicht Gleichmacherei befördern.

Arbeitszeitverkürzung kann das Wachstum sehr wohl reduzieren. Der Ansatz möchte nicht die Produktivität erhöhen, sondern senken. Es soll weniger produziert werden, deshalb wird weniger Produktivität genötigt. Doch Produktion verbraucht stets Material und Ressourcen. Und „höhere“ Technologien verbrauchen mehr Ressourcen als „niedrigere“. Deshalb werden „mittlere/konvivale“ Technologien vorgeschlagen, die menschliche Arbeitskraft vermehren und trotzdem noch körperliche Betätigung erfordern. Beispiele dafür sind z.B. das Fahrrad oder mechanische Bohrer. Es wird weniger Arbeitszeit nötig, weil mehr Zeit unter Eigenregie verwendet wird, z.B. durch Hilfeleistungen unter Nachbarn (solche Ideen finden sich z.B. in Repair-Cafes wieder). Und es wird auch mehr Zeit frei dafür, selbst zu kochen, Zeit mit Freunden zu verbringen usw., was die Zufriedenheit erhöhen dürfte. Zentral ist also eine Idee der Souveränität bzw. Autonomie und der Selbstständigkeit. Allein dadurch wird schon Wachstum vermieden, da man weniger von „Fremdwirtschaft“ abhängig ist.

Degrowth ist durchaus kapitalismuskritisch und Paech möchte mit seinem Ansatz den Kapitalismus auch deutlich einschränken. Nur globaler Handel soll weiterhin ähnlich ablaufen und dieser soll auf ein notwendiges Minimumzurückgefahren werden. Ansonsten haben vor allem Subsistenzwirtschaft und Regionalwirtschaft unter Flankierung einer Regionalwährung Vorrang. Dazu gehört im Übrigen auch eine demokratische Beteiligung in den einzelnen Kommunen, Regionen etc. (die auch ohne staatliche Stukturen bestehen könnten) und damit eine Gemeinwohlorientierung, die soziale, ökologische, kulturelle und weitere Faktoren miteinbezieht. Ist das etwa nicht die solidarische Wirtschaftsweise, die auch ihr fordert? Ihr scheint einer sehr einfachen reductio ad absurdum nachzugeben: Alles was kein Kommunismus ist, ist Kapitalismus und damit verwerflich. Doch globaler Handel ist ohne Marktwirtschaft kaum möglich. Deshalb ist nicht gleich das gesamte Wirtschaftssystem kapitalistisch durchzogen. Oder könnt ihr mir erklären, wie sonst die Nachfrage nach Bananen oder deutschen Autos sozial und ökologisch verträglich befriedigt werden soll?

Euer Wachstumsbegriff scheint nicht ökonomischer Natur zu sein. Doch genau darum geht es bei Paech. Mehr Wachstum im Bereich Pflege bedeutet nicht unbedingt, dass dort die Qualität der Pflege und die Zufriedenheit steigt, sondern lediglich, dass mehr Ressourcen eingesetzt werden und Profit abgeschöpft wird. Diese Faktoren sind erst einmal unabhängig vom Wirtschaftswachstum. Doch eine Orientierung daran wirkt sich wohl eher kontraproduktiv auf die Qualität aus. Das kann sich in einer immer feineren Arbeitsteilung, Automatisierung, immer höhere Produktivitätsansprüche, Bürokratisierung und „Managementiisierung“ (so nenn ich das selbst) usw. äußern. Einer Ökonomiisierung entgegenzuwirken, trägt auch zur Wachstumsrücknahme bei. Abgesehen davon, dürfen einige Bereiche durchaus wachsen. Entwicklungsländer dürfen einen gewissen Lebensstandard erreichen. Und auch ein Bereich wie Erneuerbare Energien wird wachsen. Allerdings nur kurzfristig, weil wenig Instandhaltung gerade bei Solarenergie notwendig ist, sagt Paech. Und auch dieser Bereich sollte auf das Nötigste reduziert werden, denn
damit sind später auch Entsorgungskosten usw. verbunden. Letztendlich soll gesamtwirtschaftlich kein Wachstum mehr entstehen. Deshalb sollen
immer dort, wo Rohstoffe entnommen werden, mindestens im selben Maße Rohstoffe zurück in die Natur gegeben werden, sozusagen ein materielles Nullsummenspiel.

Die Postwachstumsökonomie ist ein Bruch mit dem Kapitalismus. Doch es läuft eher auf das Konzept einer Gemischtwirtschaft hinaus. Man kann Paechs Positionen und Aussagen kritisieren, er kommt schließlich aus der konservativen Ökobewegung. Legt man einmal die ideologische Brille ab, erkennt man jedoch, dass der von ihm vorgestellte Ansatz durchaus pragmatisch verschiedene Elemente von „links“ und rechts“ kombiniert und er sich auch anarchokommunistisch umdeuten lässt. Diese Möglichkeit sollte man nutzen, anstatt sie aufgrund ideologischer Vorbehalte abzulehnen.

Mit freundlichen Grüßen

TS

Liebe*r L, liebe*r TS,

herzlichen Dank für eure Briefe und erst mal Danke für euer Lob. So was freut uns immer. Wir beantworten Eure Briefe zusammen, da sich Eure Punkte durchaus ergänzen und ihr in eine ähnliche Kerbe schlagt. Entschuldigt aber bereits, dass wir nicht auf alle Punkte detailliert eingehen können.

Wir sehen eure Punkte und haben lange darüber diskutiert. Ihr habt Recht, wenn ihr sagt, dass wir Degrowth nicht in aller Breite behandelt haben. Das liegt zum einen am Umfang der Zeitung, an der Zielgruppe (wir sind kein wissenschaftliches Blatt) und zum anderen auch am politischen Ziel. Wir haben uns durchaus über Degrowth informiert und gerade deswegen ist die Stoßrichtung – in euren Worten – gefärbt und einseitig. In unseren Diskussionen ist zutage getreten, dass Postwachstum, trotz all eurer Hinweise, ein Konzept ist, das sich nicht in grundsätzlicher Opposition zur kapitalistischen Ausbeutung versteht, sondern damit verbunden werden kann. Klar, keine Frage, sicherlich wäre eine kapitalistische Postwachstumsgesellschaft besser, nachhaltiger, you name it, als eine kapitalistische Wachstumsgesellschaft. Sicherlich ist Arbeitszeitverkürzung eine gute Sache und Fahrräder reparieren machen wir auch dauernd. Mehr (und besser bezahlte) Pflegekräfte finden wir auch richtig, klaro. Was durch all das aber nicht grundsätzlich hinterfragt wird, ist das kapitalistische Prinzip der Aneignung von Mehrarbeit – Ausbeutung – oder die kapitalistische Konkurrenz. Da wir die, das sollte aus all unseren Texten deutlich geworden sein, grundsätzlich ablehnen, schlagen wir gegen Regionalwährungen, lokale Kooperationen und Degrowth etwas anderes vor: Kommunismus. Nicht weil wir das Wort so geil finden oder weil wir nicht den Horror in der Sowjetunion kennen würden, sondern weil wir damit die grundlegende Opposition zum Kapitalismus meinen. Das unversöhnliche und revolutionäre Andere. Wir wollen nicht wie die Postwachstumsökonomen zurück zur Subsistenz, sondern vorwärts in die befreite Gesellschaft. Dafür muss man aber erstmal diese Gesellschaft einer grundlegenden Kritik unterziehen, Theorie treiben etc.

Als Leseempfehlung für Euch, weil der Name immer wieder auftaucht. Hier eine Kritik (von links) an Nico Peach, der wir uns anschließen würden: http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2013/10/wachstum_naber.pdf

Viele liebe Grüße

Straßen aus Zucker

„Wie soll kollektive Vernunft weltweit erreicht werden?“

Über Wege in die befreite Gesellschaft

Liebe Zuckerbäcker,

auch ich halte den Kommunismus für die perfekte Gesellschaftsform und
habe Euer Blatt mit Interesse gelesen.

Es enthält aus meiner Sicht einige logische Brüche, deren Diskussion
hier zu weit führen würde, aber einen sehr wesentlichen Aspekt, der so
gut wie gar nicht berücksichtigt wird, möchte ich hier
ansprechen:

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Mir ist bewusst, dass mensch immer eine Alternative hat. Aber die Angst am Ende allein dazustehen war größer.

Hallo SaZ Team,

Mir hat die 10 Ausgabe sehr gut gefallen. Ich gehe selber noch zur
Schule und besuche derzeit die 12. Klasse.
Für mich war von Anfang an klar, dass ich Abitur mache obwohl meine
Eltern die mittlere Reife haben. Naja, in den letzten Jahren hab ich
angefangen mich mit dem Thema Kapitalismus etc. zu beschäftigen und habe
angefangen Schule im Allgemeinen zu hinterfragen. Ich habe mir so oft
gedacht, du könntest dein Pflichtjahre machen und einfach aufhören.
Dann kannst du das machen was du wirklich willst, das lernen was du
wirklich willst. Aber letztendlich ist das alles dann doch nicht so
einfach wie in der Vorstellung. Weiterlesen →

Gemachte Geschlechter und Anglizismen

Liebe Leute,

ich habe Eure kleine Zeitung zum ersten Mal gelesen – als Beilage in der
taz und in der Jungle World.

Wirklich nett und hübsch gemacht. Vor allem finde ich toll, dass Ihr sie
auch auf anderen Sprachen – etwa auf Türkisch – verteilt oder verteilen
wollt.

Inhaltlich geht es mir ein Stückchen zu weit. Ich glaube, 99 Prozent der
Leser und Leserinnen stellen nicht in Frage, ob sie sich als Mann oder
Frau fühlen oder ob ihr Geschlecht „gemacht“ sei. Sie wollen,
hoffentlich, einfach nur lieben, wen sie wollen – und sie sollten
einfach tolerant sein gegenüber anderen Menschen, mit welchen sexuellen
Präferenzen auch immer.

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Pseudo-Interviews

Hallo liebe Redaktion von Strassenauszucker,

zwei Dinge fand ich etwas schade bei der letzten der taz beiliegenden
Ausgabe:

1. die Texte der Interviews lasen sich für mich nicht wie richtige
Interviews, sondern wie Pseudo-Interviews, die um einen zu
transportierenden Inhalt herum gedichtet waren. Wenn es die Zielgruppe
erreicht, ok. Aber ich kam mir beim Lesen so veräppelt vor, dass ich
nicht weiter gelesen hab.

2. Der Artikel über die Sensazionella-Pinkel-Hilfe war sehr gut – habe
ich gleich meiner Freundin weitergegeben. Aber der Hinweis, dass nur
Männer daneben pinkeln ist unserer beider Erfahrung nach falsch. Es gibt
wahrscheinlich genauso viele Frauen, die sich auf die Kloschüsseln
stellen mit dem entsprechenden gleichen unappetitlichen Ergebnis wie bei
stehenden Männern.

Schöne Grüsse

C.

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Flyer Kritik

hey,
musz mich mal kurz aufregen… nich nur das der flyer-text ganz
furchtbar ist (mit der „witzigen“ anspielung auf die matratzen dieser
welt) und nur die „star“-dj_anes auf gezählt werden, auch der
einladungstext per mail geht gar nicht. ihr könnt doch keine ausgabe zu
gender etc machen und dann dazu auffordern alle weiblichen, männlichen
und intersexuelle freund_innen mitzubringen! warum so´n text. da waren
wir in der linken doch schon mal n schritt weiter. ach ja, und ich lach
dann mal später…
e.

Hallo E.,

danke für Deine Mail. Wir wollen Deine Kritik ernstnehmen, versuchen sie
dafür aber erstmal zu verstehen.

1. Was findest Du denn doof an der Matratzen-Formulierung? Unsere neue
Ausgabe beschäftigt sich ja auch mit Sexualität, und die findet häufig
auf Matratzen statt. Dass mag vielleicht etwas platter Humor sein und in
Bezug auf die Wahl des Sex-Ortes auch normierend, aber es scheint ja so,
als ob Du Dich nicht nur darüber aufregst – worüber denn dann?

2. Das mit den Star-DJ_anes: Stimmt. Einerseits standen die schon lange
fest, manche der anderen nicht. Andererseits brauchen auch wir, wie
leider alle in dieser doofen Gesellschaft, Geld. Dafür müssen wir eine
Soliparty machen und unser Produkt vermarkten. Deswegen ein Flyer, auf
dem wir die bekannten DJ_anes an prominente Stelle setzen.

3. Die Aufforderung, alle „weiblichen, männlichen und intersexuellen
Freund_innen“ mitzubringen ist doch gerade der Versuch, unterschiedliche
Geschlechtsidentitäten sichtbar zu machen – und damit auch darauf
hinzuweisen, dass es sich dabei um eine zwar herrschaftsförmige aber
eben auch konstruierte Kategorie handelt. Was findest Du schwierig daran?

Also – schreib gerne nochmal!
Liebe Grüße
Leia

Porno

Hallo,

ein paar Anmerkungen zum Porno-Artikel:

1) „Also alles easy? Wir schauen einfach alternative Pornos? Sicherlich keine schlechte Idee, mit dem, was einen selbst anmacht, herumzuexperimentieren…“:

An sich alles richtig, aber damit es eben richtig und keine Ideologie wird, fehlt der Zusatz „probiert aus und wenn dabei rauskommt, dass euch die selben Sachen gefallen wie vorher, auch kein Problem, heißt macht euch kein schlechtes Gewissen, weil ihr nicht alternativ genug seid, weil euch vllt. „Standard-Pornos“ mehr anturnt als „Himbeerreich“ (oder was auch immer gerade als schick gilt). Sonst ist es wieder Konsumentenberatung/Trendsetting. Ist doch irgendwie falsch, wenn einerseits „draußen“ Leute sich schlechtes Gewissen machen, weil die nicht normal genug sind, und in der linken Szene machen die sich schlechtes Gewissen, weil die „zu normal“ sind. Es sollte auch kein Problem sein, wenn Leute, nachdem die sich auf „sichumschauen&zukenntnisnehmen was es so alles gibt“ feststellen, dass nun mal kein Bock auf queer, BDSM, poly-molly-was-auch-immer mit Maschinen und in Tierkostümen haben, sondern auf Kuschelsex in monogamen Zweierkiste. Die sind deswegen nicht reaktionärer und die anderen nicht fortschrittlicher!

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