Interview “Raha’s house of learning“ (Teheran)
Wie entstand Raha?
Vor vier Jahren haben wir mit 5 Familien, die für ihre Kinder eine Bildung außerhalb von Normen und diktierten Strukturen wollten und in dem die Kinder ihren eigenen Weg gehen können, Raha gegründet. Nun sind wir bereits 40 Familien, die Kinder sind von 3 bis 10 Jahre alt, bald werden wir das auf 12 Jahre erweitern.
Was ist die Grundlage von Raha?
Alle hier haben eine kritische Sicht auf das staatliche Bildungswesen und wir wollen die individuellen Identitäten der Kinder, ihre Besonderheiten und ihre spezifische Art des Lernens unterstützen. Die Bildung in Raha kreist um einige zentrale Vorstellungen: Ham-sangi (etwa als Gleichheit zu übersetzen), Ham-deli (Empathie) und Ham-raahi (Zusammen auf
einer Straße unterwegs sein). Wir glauben nicht, dass Unterschiede zwischen Menschen, ob nun zwischen Erwachsenen und Kindern oder zwischen Menschen mit unterschiedlicher
Erfahrung und Wissen, zu Macht führen sollten. Wir versuchen unsere Beziehungen jenseits von Macht und Dominanz aufzubauen. Die Erwachsenen unterstützen die Bildung der
Kinder, wenn diese das möchten. Wir haben keine Alterstrennungen oder Klassen, die Kinder lernen das, was und mit wem sie möchten. Und vor allem haben wir keine Prüfungen und niemand bewertet die anderen.
Können Raha auch Kinder von ärmeren Familien besuchen?
Wir bekommen keine staatliche Unterstützung, was auch Vorteile bringt. So können wir Mädchen und Jungs gemeinsam unterrichten. Aber natürlich gibt es Gebühren und wir versuchen immer, dass niemand ausgeschlossen wird. Das ist nicht leicht, aber oft klappt es.
Kann man von Raha zu einer Schule wechseln, an denen man Abschlüsse machen kann?
Ja, das ist kein Problem. Wir diskutieren gerade, ob wir Kinder höherer Altersgruppen unterrichten wollen. Wahrscheinlich werden wir das aber nicht tun, denn wir wollen nicht,
dass unsere Kinder isoliert von der Gesellschaft aufwachsen. Nach dem Alter von 10 Jahren sind sie schon stark genug, um auf eine normale Schule zu wechseln. Bei jüngeren Kindern besteht da noch die Gefahr, dass sie emotionale Verletzungen erleiden.