Auf einer Demo stolpert man schnell über die ersten Protestslogans. Laut schallen sie durch die Straßen. Je mehr sie rufen, desto lauter, desto besser. In den Slogans werden Missstände angeprangert, Forderungen formuliert.
…aber Moment mal, warum eigentlich protestieren?
Widerstand kann viele Formen annehmen. Man findet ihn auf der Straße, manchmal aber auch in Kleidungsstilen, Liedern oder Gedichten. Es gab schon immer Menschen, die sich widerständig gezeigt haben, die im übertragenen Sinne oder wortwörtlich auf die Barrikaden gegangen sind. Allein die Redewendung steht in einer langen historischen Tradition, denn die Barrikade ist im Laufe der Zeit zu einer politischen Ausdrucksform und zum revolutionären Symbol schlechthin geworden.
Protestslogans, Musik, Redewendungen – meistens haben sie Kämpfe begleitet. 1866 wurde zum Beispiel unter Mitwirkung von Karl Marx und Friedrich Engels international die gesetzliche Einführung des Achtstundentages gefordert und somit zur allgemeinen Forderung der Arbeiter:innenklasse der gesamten Welt erhoben. Vor über 150 Jahren begannen Frauen wie Minna Cauer, Clara Zetkin und Louise-Otto Peters für ihr Wahlrecht zu demonstrieren. 1911 kämpften Frauen während des »Brot und Rosen«-Streiks nicht nur für gerechten Lohn (»Brot«), sondern auch für menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen (»Rosen«). Die Forderung wurde zu einem Slogan der internationalen Gewerkschafts- und Frauenbewegung und ist heute Teil von Protestrufen, Liedern und Gedichten. 1918 wurden dann das Frauenwahlrecht sowie eine entsprechende Verordnung zur Regelung der Arbeitszeit eingeführt. Diese Errungenschaften wurden im Laufe der Zeit mit Einschränkungen versehen und blieben Teil politischer Auseinandersetzungen.
Auch heute gibt es verschiedene Protestbewegungen und ihre Protestformen sind so vielfältig wie ihre Forderungen. Sie greifen Forderungen von früher auf, führen diese weiter, ergänzen sie oder formulieren sie neu. Ob es nun um Arbeitsrechte, das Frauenwahlrecht oder etwas ganz anderes geht – immer wieder hat es Menschen gegeben, die mit ihrem Protest etwas für uns erkämpft haben. Manchmal direkt sichtbar, manchmal hinter dem breiten Rücken der Siegreichen versteckt. Aber der Blick zurück zeigt uns, dass Menschen ihre Geschichte und ihr Zusammenleben wesentlich selbst gemacht haben, dass sie die Gestaltung und den Umgang mit der Welt in der eigenen Hand haben – dass die Welt veränderbar ist. Im Parlament, auf der Straße, im Zwischenmenschlichen.
Blickt man zurück, haben wir viel erreicht, aber noch nicht genug: denn auch heute zerstört die Art und Weise, wie die Welt eingerichtet ist, die Lebensgrundlagen der Menschen. Die Folge ist eine massive Ungleichverteilung der Menge an Arbeit sowie des gesellschaftlichen Reichtums. An anderen Stellen kommt es zur unmittelbaren Unterdrückung – manchmal sogar zu offener Gewalt und Zwang. Lass uns deshalb gemeinsam überlegen, wie wir die Welt verändern können!