Ein Interview mit der Band Chvrches
SaZ: In der letzten Zeit habt ihr Euch immer wieder gegen sexistische Posts auf Eurer Website und ebensolche Angriffe auf Lauren positioniert. Hat das Thema Feminismus Euch auch schon vorher beschäftigt?
Iain Cook: Die Debatte in unserer Fan-Community und der Öffentlichkeit hat glaube ich allgemein Bewusstsein geschaffen, und wenn wir es schaffen, eine Stimme gegen Sexismus und für den Feminismus zu sein, ist das toll. Aber wir nutzen jetzt nicht wirklich unseren Einfluss, um politische Themen zu besetzen, wir sind in erster Linie eine Band und haben aber gleichzeitig damit zu tun, was alltäglich so passiert.
Lauren Mayberry: Ich glaube, alles, was Feminismus weniger abstrakt macht, ist gut. Du kannst viel lesen, aber wenn das bei Dir in Deinem persönlichen Verhalten nichts ändert, ist das zu wenig. Und wenn junge Leute über unsere Band das erste Mal Kontakt mit solchen Themen bekommen, ist das klasse. Ich selber kam zu diesen über die Popkultur, Riot Girl, Filme. Manche werden recht hochnäsig, wenn sie diesen Zugang als nicht theoretisch genug abtun, aber das ist Blödsinn.
SaZ: Lauren, Du bist Mitbegründerin des feministischen Kollektivs TYCI und schreibst auch für den gleichnamigen Blog und das Online-Magazin.
Lauren: Ja, ich hab das damals mit ein paar Freund_innen aufgezogen. Es hat damit angefangen, dass wir für eine Partyreihe weibliche DJanes und Künstlerinnen buchen wollten, daraus ist dann ein Podcast und ein Blog entstanden. Es war uns sehr wichtig, dass das ganze eher offen und inklusiv bleibt – man braucht nicht krasse feministische Literatur zu lesen um da mitzumachen. Und ich glaube, wenn man über eine Platte oder ein Konzert spricht, ist es einfacher und entspannter darüber über Gender-Themen ins Gespräch zu kommen, als von irgendeiner politischen Theorie her.
SaZ: Macht Euch die Beschäftigung mit Feminismus eigentlich auch sensibler für andere Themen?
Lauren: Klar, das verweist natürlich intersektional auf viele andere Herrschaftsverhältnisse. Wahrscheinlich wird das aber in den Medien nicht so wahrgenommen: Eine weiße Frau, die über Feminismus redet, liegt einfach weiterhin mehr in der Comfort-Zone von vielen.
Zum Weiterlesen:
Lilly Lent / Andrea Trumann, Kritik des Staatsfeminismus. Oder: Kinder, Küche, Kapitalismus, 2015, 7,90 €. Klick!