Kannst du dich kurz vorstellen?
Hallo, ich bin L. und Schüler an einem Berliner Gymnasium. Seit 3 Jahren bin ich Mitglied der unabhängigen linken Jugendgruppe RedBrain und seit Gründung des Bündnisses dabei.
Welches Ziel verfolgt der „Schul- und Unistreik Berlin“?
Das Bündnis versucht die Forderungen der Refugees an die Schulen und Universitäten zu bringen. Indem wir Schul- und Unistreiks und andere kreative Aktionen machen, wollen wir die Schüler und Studenten politisieren und unseren Beitrag dazu leisten, die Forderungen durchzusetzen. Die konkreten Forderungen könnt ihr auf http://refugeeschulstreik.wordpress.com/ nachlesen.
Refugee-Streik und Schüler_innen-Proteste – wie passt das zusammen?
Das passt sehr gut zusammen, denn der Feind gegen den Schüler, Studenten und Refugees sind, ist der gleiche. Der Staat ist unser gemeinsamer Feind, der auf verschiedenen Arten versucht, uns zu unterdrücken.
Jeder Schüler und Student hat Klassenkameraden oder Kommilitonen mit ausländischen Wurzeln die Opfer von Rassismus werden. Durch die Polizei, die Schulleitung oder Mitmenschen. Deshalb müssen wir zusammen mit den Flüchtlingen kämpfen, die tagtäglich von den rassistischen Gesetzen und Politik betroffen sind. Denn es gibt kein Problem mit Flüchtlingen, sondern mit Rassismus!
Aber dieses Problem können die Flüchtlinge nicht alleine bekämpfen, dafür brauchen sie Unterstützung. Wir als Jugendliche MÜSSEN sie unterstützen, denn wir sind die Zukunft und wir müssen dafür sorgen das diese Zukunft ein sicheres Leben für alle bietet.
Was für Aktionen habt ihr bereits an eurer Schule durchgeführt?
An meiner Schule haben wir zum Beispiel eine Vollversammlung zum Thema durchgeführt. Dazu kamen Vertreter verschiedener Parteien, Flüchtlinge und Aktivisten. Die Veranstaltung hat Interesse für das Thema bei den Schülern geweckt und gezeigt, dass die CDU den Flüchtlingen gar nicht helfen will.
Wie reagieren eure Mitschüler_innen auf euren Einsatz? Machen alle begeistert mit? Gibt es Kritik? Desinteresse? Finden sie es gut, dass ihr das macht?
Natürlich gibt es manchmal Kritik durch Schüler. Einige argumentieren, Deutschland würde den Flüchtlingen helfen und wäre nicht einer der Hauptschuldigen an den Kriegen, Diktaturen und Hungersnöten die die Flüchtlingsströme produzieren.
Aber es gibt mehr, die uns unterstützen und den Schulstreik gut finden und die sich am Streik beteiligen. Zum Beispiel haben 2 komplette 7. Klassen am Streik teilgenommen. Ein Großteil ist leider uninteressiert, aber die werden wir auch noch überzeugen.
Wie reagieren die Lehrer_innen und die Schulleitung?
Es gibt mehrere progressive Lehrer die mit uns sympathisieren. Einige unterstützen uns, indem sie z.B erlauben am Streik teilzunehmen oder die Fehlzeiten nicht eintragen.
Aber leider unterstützen uns viele Lehrer nicht und blockieren uns sogar, indem sie z.B. Klassenarbeiten auf den Streiktag legen.
Unser Schulleiter steht uns feindlich gegenüber und versucht uns zu blockieren. Die Vollversammlung haben wir auch nur gegen seinen Widerstand durchsetzen können.
Was könnt ihr Schüler_innen empfehlen, die an ihrer Schule auch ein Streikkomitee gründen wollen?
Interessierte Schüler können gerne zum regelmäßigen Treffen des Berliner Bündnisses kommen. Es findet immer dienstags um 18.00 in der Kopischstraße 7 statt. Dort sind viele Leute die Erfahrungen beim Aufbau von Streikkomitees haben und die gerne Unterstützung anbieten.
Ausserdem sind wir gerade dabei, ein Streikhandbuch mit praktischen Tipps zu schreiben.
An meiner Schule gibt es kein Streikkomitee. Wie kann ich trotzdem aktiv werden?
Sammle deine Atzen zusammen, kommt zum Bündnis, gründet ein Streikkomitee und rockt eure Schule! Es ist nicht schwer ein Streikkomitee zu gründen und es reicht auch wenn man am Anfang nur ein paar Mitstreiter hat, die Massen kommen später 😉
Vielen Dank für das Interview!