Seit April 2010 gibt es in Berlin und Brandenburg das Projekt „Let‘s push things forward – Kampagne gegen rechte Zeitungen!“ Ein Interview über die Ziele und Inhalte der Kampagne.
SaZ: Hallo Isabell, Du hast mit anderen die „Kampagne gegen rechte Zeitungen“ gestartet. Erklär’ doch mal kurz, worum es da geht.
Isabell: An vielen Kiosken und in etlichen Supermärkten werden ganz offen rechte Zeitungen verkauft. Das reicht von der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ über das Monatsmagazin „Zuerst!“ bis zur NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“. Konkretes Ziel der Kampagne ist es, diese und andere rechte Zeitungen aus dem offenen Verkauf zu drängen. Außerdem geht es natürlich um eine grundsätzliche Kritik an deren reaktionären Inhalten, die aber leider nicht auf diese Zeitungen beschränkt sind.
SaZ: Was meinst Du damit?
Isabell: Die inhaltlichen Ausrichtungen der Zeitungen und Zeitschriften sind auf den ersten Blick sehr unterschiedlich – von rechts-konservativ bis offen neonazistisch ist alles dabei und die Grenzen sind oft fließend. Gemeinsam haben alle aber eine Festschreibung von Individuen aufgrund von z.B. Herkunft, Geschlecht oder Religion. Diese Festschreibungen sind jedoch kein Problem, das nur am „rechten Rand“ auftritt. Vielmehr finden sie sich überall in unserer Gesellschaft und stehen einer Welt, in der alle wirklich die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben, entgegen.
SaZ: Es handelt sich also um ein allgemeines Problem, das nicht auf rechte Zeitungen beschränkt ist…
Isabell: Genau, in den Zeitungen werden z.B. Nationalismus oder autoritäre Hierarchie- und Ordnungsvorstellungen nur in noch krasserer Form propagiert. Sie stehen also für etwas, das unseren Vorstellungen von einer solidarischen Gesellschaft noch weniger entspricht als die aktuelle. Deshalb sind sie Ziel der Kampagne, quasi um einer Verschlechterung der allgemeinen Situation entgegenzuwirken. Doch da eben auch aktuell schon die Menschen nicht nach ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten leben und arbeiten können, ist die Kampagne gegen rechte Zeitungen nur ein Teil unseres Strebens nach dem guten Leben für alle.
SaZ: Und wie können sich die Leute konkret an der Kampagne beteiligen?
Isabell: Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen findet Ihr auf unserer Internetseite verschiedene Locations, in denen das Kampagnenmaterial (Aufkleber, Flyer und Aufrufe) abgeholt werden kann, um es überall zu verbreiten. Außerdem gibt es auch Flyer zum Download, um sie selber ausdrucken und kopieren zu können, denn wir wollen mit der Kampagne natürlich möglichst viel Öffentlichkeit schaffen. Zum Anderen ist es sehr wichtig, die Kioskbetreiber_innen über die Zeitungen zu informieren und sie aufzufordern, diese nicht mehr zu verkaufen. Das Problem ist, dass viele Kioske von großen Vertriebsfirmen beliefert werden und quasi ein Komplettpaket annehmen und anbieten müssen. Da hilft es langfristig nur, den politischen Druck auf diese Vertriebsfirmen zu erhöhen.
SaZ: Warum bezieht sich der Aufruf für die Kampagne nur auf Berlin-Brandenburg?
Isabell: Das hat ausschließlich praktische Gründe. Wir leben in Berlin und Brandenburg und haben deshalb erstmal hier angefangen. Das Problem gibt es aber überall und somit ist es natürlich wünschenswert, dass auch in anderen Regionen die Initiative ergriffen wird, um die rechten Zeitungen und ihre Propaganda zu stoppen. Wir haben dafür einen Rahmen geschaffen und helfen auch gerne mit Material und Tipps weiter.
SaZ: Hast Du noch letzte Worte für unsere Leser_innen?
Isabell: Ja, natürlich! Schaut auf unserer Webseite vorbei, da gibt es weitere Informationen zu den Zeitungen und der Kampagne. Auch auf Myspace und Facebook sind wir zu finden. Und wir freuen uns über jede Unterstützung, denn nur gemeinsam können wir was bewegen. Let‘s push things forward!
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