„Mit der Zeit war es ganz normal, dass ich die ganzen Fotos von fetten Bildern, die ich gemalt hatte, und Skizzen von Bildern, die ich noch an Züge malen wollte, nicht bei mir zu Hause gelagert habe. Ich hatte keine Lust darauf, dass die Bullen belastendes Zeug bei einer Hausdurchsuchung hätten finden können. Den letzten Brocken Hasch hab‘ ich vor einer Action sowieso zu einem guten Freund gebracht, wo ich wusste, der macht kein‘ Scheiß und das Zeug ist am nächsten Tag noch da.“
(Jana, 19, Saarbrücken)
„Wenn ich nachts losgehen wollte, habe ich mir immer vorher überlegt, wo und wie ich ein Bild malen wollte und was ich dabei beachten musste. Ich hab also zum Beispiel geguckt, dass keine Kameras in der Nähe waren. Oder falls doch, dass ich nur vermummt gefilmt wurde. Genauso wichtig war es für mich, Fluchtwege rauszusuchen und die schon vorher mal abgelaufen zu sein, falls Securities oder Zivis gekommen wären, was ja auch schon hin und wieder passiert ist.“
(Zlatko, 21, Freiburg)
„Es war absolut klar für mich und meine Freunde, nur das Notwendigste mitzunehmen und Drogen oder andere Sachen, auf die Bullen nicht so gut anspringen, zu Hause zu lassen, um uns nicht selbst oder die anderen zu gefährden, falls wir bei der Aktion erwischt werden. So hatten wir immer nur die Dosen am Start, die wir dann auch gebraucht haben und kein überflüssiges Zeug, was uns auf der Flucht zur Last hätte fallen können. Unser Trick war, die Dosen schon vor der Aktion zu schütteln und starke Magneten an ihnen zu befestigen. Dadurch wurden unnötige Geräusche vermieden und wir hatten unseren Spaß…“
(Merve, 20, Köln)
„Bei der Action haben wir natürlich immer unauffällige Klamotten getragen, die auch mal Farbe abbekommen konnten und die wir im Ernstfall schnell hätten wegwerfen können. Es war manchmal echt lustig, wie die Bullen an uns vorbei gelaufen sind und nicht auf die Idee kamen, dass wir was mit dem Bild, das gerade mal zehn Minuten alt war, zu tun hatten. Wir hatten halt unter unseren Sachen fürs Malen was helles und möglichst unverdächtiges an, was aussah, als wollten wir in ‘nen Club oder so. Wären wir mit unseren dunklen Kapuzenpullovern, die gut ins Raster von Bullen passen, weiter durch die Gegend gerannt, wären wir schnell aufgefallen. Manchmal hatten wir auch ‘n Fahrrad am Start, um schneller wegzukommen und unauffälliger zu sein.“
(Dan, 17, Passau)
„Damit wir später nicht wegen Fingerabdrücken oder ähnlichem Scheiß überführt werden konnten, haben wir einfach Einweghandschuhe benutzt. So hatten wir nach der Aktion keine Farbe auf den Händen und da wir eh nichts ohne Handschuhe angefasst haben, konnten wir auch die Dosen schnell und sicher wegwerfen.“
(Franziska, 18, Rostock)
„Wir haben untereinander immer gut auf uns aufgepasst und uns so oft Ärger vom Hals gehalten. Eine Person stand meistens Schmiere. Wenn bei einer Action dann irgendwelche Bürger gekommen sind, hat diese Person die anderen durch lautes Husten oder Niesen oder so gewarnt. Die Dosen und Sprühschablonen haben wir immer in einem Beutel verstaut. Wenn es Stress gab, haben wir den dann einfach in einen Busch geworfen. Und eine gute Freundin von mir packt die Stencils vor und nach dem Sprühen in einen Pizzakarton. Das sieht dann aus, als ob sie sich was zu essen holt und sie wurde so noch nie erwischt. Aber sie läuft damit ja auch nicht unbedingt länger rum als nötig.“
(Kat, 15, Berlin-Steglitz)
„Wir haben früher den ganzen belastenden Kram so schnell wie möglich entsorgt, um kein Risiko einzugehen. Deshalb hab ich auch nicht allen Leuten, die ich mal irgendwo kennengelernt hab‘, gesagt, was ich so mache mit meiner freien Zeit. Ich finde es auch heute noch geil, richtig dicke Bilder gemalt, aber damit nicht vor allen rumgepost zu haben. Das hätte mir wahrscheinlich auch nur Stress und die Bullen nach Hause gebracht.“
(Duc, 23, Aurich)
Rechtshilfetipps:
Solltest Du verhaftet werden, mach bei den Bullen keine Aussage. Außer Deinem Namen und Geburtsdatum, sowie Deiner Adresse musst und solltest Du einfach nichts sagen. Rede einfach gar nicht mit ihnen und gib natürlich nichts zu! Was Du da sonst so sagen könntest, fällt im Zweifelsfall nämlich Dir oder jemand anderem auf die Füße. Lass Dich auf keinen Fall von den Bullen in irgendwelche Spielchen verwickeln oder unter Druck setzen. Bei den Bullen die Aussage zu verweigern, ist Dein gutes Recht! Sie werden zwar einiges versuchen, um von Dir ein Geständnis zu kriegen. Aber darüber nachzudenken macht erst Sinn, wenn ein Verfahren eröffnet wird, da sie Dich meistens nur rankriegen können, wenn Dir eine konkrete Tatbeteiligung nachgewiesen werden kann oder Du eben ein Geständnis ablegst.
Die Zeit auf dem Revier ist hart, aber in der Regel bist Du nach ein paar Stunden wieder draußen und kannst Dir dann überlegen, was du Deiner Anwältin erzählst. Denk, während Du sitzt, einfach daran, dass Du bald wieder draußen bist. Stell Dir die Bullen in lila Hasenkostümen vor oder mach irgendwas, damit Du Deine gute Laune nicht verlierst. Oft folgt nach Aktionen mit Polizeikontakt auch eine Hausdurchsuchung. Ist dies der Fall, wirst Du wahrscheinlich sehr früh rausgeklingelt. Das Wichtigste ist, Ruhe zu bewahren. Du hast eigentlich das Recht, einen unabhängigen Zeugen (Nachbarn oder so) zur Durchsuchung dazuzuholen, aber im Zweifelsfall machen die Bullen das auch einfach so. Da Du vor der Aktion – welcher auch immer – alles Bedenkliche zu Hause beseitigt hast, hast Du nichts zu befürchten.
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