K.I.Z. im Rampenlicht:

Maxim von der Berliner Rap-Combo stand der „Straßen aus Zucker“-Redaktion Rede und Antwort.

Wann bist du heute aufgestanden?
9 Uhr.

Wolltest du eigentlich früher auch mal Feuerwehrmann oder Polizist werden? Oder was stellst du dir für deine Lohnarbeiterkarriere vor?
Ich wollte erst Mathematiker werden, dann Profiturner oder Kampfsportler, jetzt fände ich Fremdenlegionär und Surflehrer eine gute Sache. Wahrscheinlich werde ich irgendwann meinen eigenen Kindergarten machen und mit 105 will ich beim Sandburgenbauen zusammenklappen, Herzinfarkt oder so, das wär schön!

Ihr habt ja dieses tolle Lied „Frei sein“ gemacht. Das ist bei uns ein großer Hit – war das auch ein politischer Ruf oder habt ihr da nur eure persönlichen Alltagserfahrungen „verarbeitet“?
Diese ganze Freiheitsscheisse ist immer sehr zum Kotzen, „Freiheit ist die einzige die zählt und jetzt alle..!“ Die könnten auch von „Eeeiisbeeiin“ oder so singen, das wär dasselbe. Wir wollten da was Konkretes machen und ich denke wirklich konkrete Texte haben immer was politisches, ob das jetzt beabsichtigt ist oder nicht. Bei uns war das natürlich eiskaltes Kalkül.

Was bedeutet für euch Bildung und erfüllt sich diese Vorstellung im aktuellen Schulsystem?
Bildung sollte uns mündig, kritisch, solidarisch, mitfühlend und anziehend für das andere Geschlecht machen. Das alles macht unser Schulsystem ab und zu mal. Die Zeit, die man auf die Grundschule geht, soll hier verkürzt werden, das heisst eine frühere Trennung von Pennern und Bankern. Ich könnte jetzt schön schwafeln, aber ich denke, das Problem ist, dass unser System nur eine sehr geringe Anzahl an mündigen, kritischen, solidarisch mitfühlenden Menschen braucht. Wenn sowas zum Strassenkehren nötig wär, würden wir ein spitzenmässiges Schulsystem haben!

Ward ihr bei der Bundeswehr?
Neeinnn!

Für wen warst du bei der Fussballweltmeisterschaft – oder bist du der total aus dem Weg gegangen?
Für den Vatikan. Ich hab eine ärztlich attestierte Fahnenphobie, deswegen kann ich an diesen grossartigen Momenten kultureller Ekstase nicht teilhaben.

Sido hat ja zugegeben nicht sooo gut bestückt zu sein, wie er immer behauptet: Wie sieht es eigentlich mit euch aus?
Denkt ihr etwa, wir lügen in unseren Texten? pff…

Was sagt ihr zu den Vorwürfen, ihr würdet in euren Texten schwulen- und frauenfeindliche Vorurteile benutzen?
Ihr habt total Recht, das tun wir, „benutzen“ ist auch das richtige Wort. Wenn wir zum Beispiel brutalen Sex beschreiben, gehts hart zur Sache für beide Parteien, wir lassen uns auch anpissen und fressen Schlüpfer, Standard halt. Wenn wir sagen „es ist Zeit, sich auch unter Männern an die Schwänze zu greifen“, dann macht das Spaß, weil es homophobe Menschen gibt, die dann traurig sind.

Checkt das auch euer Publikum?
Das ist minderjährig und voll besoffen, das will nur noch gefickt werden. Spaß. Das Publikum checkt das auf jeden Fall, einige Homophobe sind sehr sauer auf uns, die haben das verstanden.
Man darf die jungen Dinger nicht unterschätzen, ich geb zum Beispiel Rapworkshops für 14-18jährige bei mir in Kreuzberg, und für die ist zwischen uns und ernstgemeinter menschenverachtender Musik – wie zum Beispiel Revolverheld – ein großer Graben.

Ist Deutschland für euch ein Opfer?
Die Gretchenfrage!
Ihr meint jetzt von wegen Deutschland ist Scheisse? Aber die ham doch gesagt ich bin Deutschland oder du bist Deutschland?!
Es ist schon kompliziert genug man selbst zu sein, Deutschland besteht aus Grenzen und das wars für mich. Ich kann weder stolz drauf sein noch mich schämen für den Ort, an dem ich geboren bin.

Hast du noch abschließende Worte für unsere Leser_innen?
Nein, ich bin komplett leer, mein Körper ist eine Hülle, die den Dunst meiner Seele ab und zu Gassi führt.

Danke für das Interview!