Der kriegt die Krise (immer wieder) Finanzkrisen und Kapitalismus

Börsencrashs, Managergehälter, Konjunkturpakete und Abwrackprämie… seit Monaten muss man sich vermehrt diesen stinklangweiligen Mist reinziehen. Irgendjemand hat sich verspekuliert, alles bricht zusammen und dann zahlt die Regierung wahnsinnige Summen, 400 Milliarden Euro. Das wäre, als bekäme jeder in Deutschland eine Playstation, ein super teures High-Tech-Fahrrad, eine Reise in die USA geschenkt und die Graffiti-Spraydosen für die nächsten zwei Jahre finanziert! Da wir das aber eh nicht bekommen, könnte es uns doch eigentlich egal sein. Dennoch stellt sich die Frage, ob sich Eltern oder Freund_innen ein neues Auto kaufen können, ob aufgrund von Kürzungen die Stadt weniger Geld für‘s Jugendzentrum oder den neuen Skatepark zur Verfügung stellen kann. Vielleicht werden die Möglichkeiten schwieriger, später einen Job zu finden? Also, so ganz unbemerkt geht das Ganze an unserem Leben dann anscheinend doch nicht vorbei.

Also was ist das nun eigentlich diese Krise?
Und warum gibt es die? Warum kann man die nicht einfach weglassen, wenn die nur Probleme macht? Wir kennen vielleicht Beziehungskrisen, Familienkrisen, oder auch mal Stress in der Schule bei dem man „die Krise kriegt“. Wenn das einer Gesellschaft und ihrer Ökonomie passiert, so bedeutet das ganz allgemein erstmal, dass ein großer Teil der produzierten Waren nicht mehr verkauft werden kann. Nicht, weil die Leute die Joghurts, Autos oder Playstations nicht mehr wollen oder brauchen, sondern weil sie nicht mehr dafür bezahlen können. Es gibt also eine Krise, nicht weil jemand den Hahn, wo die Playstations rauskommen, zugedreht hat, sondern weil dieser zu weit auf ist. Die Krise passiert häufig sogar dann, wenn es zu viele Waren gibt, zu viel Joghurt, zu viele Autos, zu viele Fußbälle. Das ist doch bekloppt, denn eigentlich könnten die doch einfach verteilt werden, wenn es nun schon mal hergestellt wurde. Das einzigartige System, in dem so eine dumme Sache passieren kann, ist der Kapitalismus: Die unverkäuflichen Güter führen zum Ruin ihrer Besitzer_innen und gleichzeitig gibt es Menschen, denen es am Nötigsten fehlt.
Der Kapitalismus zeichnet sich dadurch aus, dass es einerseits die Leute gibt, die diese Güter besitzen. Und sie besitzen auch die Fabriken und Unternehmen, die diese ganzen Güter hergestellt haben. Andererseits gibt es die Menschen, die keine Fabrik besitzen und keine Maschinen und denen nichts anderes übrig bleibt, als arbeiten zu gehen. Der Trick bei der ganzen Angelegenheit ist, dass die Fabrikbesitzer_innen, wenn die Waren produziert sind, den Arbeiter_innen weniger Geld geben, als sie beim späteren Verkauf für die Waren bekommen und somit Profit machen. Das Problem ist nun, dass es im Kapitalismus fast nur um diesen Gewinn geht und weniger um die Bedürfnisse der Menschen nach eben Joghurts, Fahrrädern oder Fußbällen.

Aber warum gibt es denn nun diese Krise,
wenn die eigentlich niemand geil findet? Die Krisen kommen immer wieder. Im 19. Jahrhundert noch etwa alle zehn Jahre. Ab dem 20. Jahrhundert seltener, dafür umso heftiger. Schlaue Ökonom_innen können es zwar manchmal voraussehen, wann sich eine Krise abzeichnet und dennoch lassen sich Krisen nicht stoppen. Die verschiedenen Unternehmen stehen unter einem hohen Konkurrenzdruck – sie müssen immer mehr, schneller und besser produzieren, sonst können sie nicht mit den anderen mithalten. Und: Sie müssen immer mehr produzieren, um die Gewinne zu steigern. Wenn sich eine Krise abzeichnet, können sie sich nicht zusammen hinsetzen und überlegen, was sie tun, denn sie müssen immer gegeneinander handeln. Und so kommen im Kapitalismus immer wieder Krisen und zwar nicht, weil einige Kapitalist_innen besonders „gierig“ oder „böse“ sind, sondern weil die Kapitalist_innen wie ganz normale Kapitalist_innen handeln. Würden sie das nicht tun, dann gäbe es ihre Fabrik oder ihr Unternehmen nicht mehr lange.

Ist die Krise erstmal da, ist das Rauskommen schwer: Wenn Leute kein Geld mehr haben, um Sachen zu kaufen, machen Unternehmen weniger Gewinn. Dadurch können sie weniger investieren, also keine neuen Maschinen kaufen und auch keine Arbeiter_innen einstellen, wahrscheinlich entlassen sie sogar welche. Wer aber im Kapitalismus keine Arbeit hat, der hat kein oder wenig Geld und kann wiederum weniger Sachen kaufen. Wenn Leute aber kein Geld haben, um Sachen zu kaufen, machen Unternehmen weniger Gewinn und… ihr seht schon, der Kreislauf setzt sich fort und die Krise verstärkt sich. Gleichzeitig wirkt sie aber paradoxerweise auch wie ein „Reinigungsprozess“ für das kapitalistische System: Die nicht so profitablen Unternehmen gehen unter, die funktionierenden machen aufgrund der entstehenden niedrigen Löhne umso mehr Profit, es entsteht ein neuer Aufschwung. Dass bis dahin aber mal wieder umso mehr Hunger und Armut entstanden sind, ist dem Kapitalismus – dem es ja eh nicht um das chillige Leben für alle geht, sondern um Gewinn des Gewinns wegen – herzlich egal.

Und was ist jetzt die Lösung, um keine Finanzkrisen mehr zu haben?
Seit der Kapitalismus im letzten Herbst kriselt, gibt es sehr, sehr viele Meinungen, warum das nun passiert ist und wer die Schuld trägt. Man hat das nicht lang genug voraus gesehen. Die Hypothekengeschäfte in den USA seien eine dumme Idee gewesen. Aber sehr häufig wird gesagt: Die Manager_innen sind zu „gierig“ und bekommen nicht genug und stürzen deswegen die ganze Ökonomie in den Ruin. Und dann gibt es genauso viele Vorschläge, wie man am besten aus der Krise wieder rauskommt. Die Leute sollen Geld bekommen, damit sie wieder kaufen können, Konjunkturpakete werden verabschiedet, damit die Banken wieder klarkommen. Und: Die Finanzmärkte sollen besser überwacht werden, damit das alles nicht noch einmal passiert. Über das Offensichtlichste spricht aber fast niemand: Wenn die Krisen immer und immer wieder kommen und wenn ihr Grund – es gibt zu viele Waren – das eigentliche Ziel der ganzen Schufterei ist (denn man will ja möglichst viel Umsatz und Gewinn machen), dann ist der Grund für die wiederkehrenden Krisen der Kapitalismus selbst. Hier gibt es das Streben nach immer mehr Gewinn und Umsatz, danach, immer mehr Fahrräder und Fußbälle zu produzieren. Und es gibt das Streben, immer besser als die Konkurrenz zu sein. Und genau dieses Streben führt irgendwann in die Krise.

Aber das kann ja niemand wirklich zugeben, denn die Konsequenz wäre, dass wir uns eine andere Ökonomie ausdenken, als eine in der es nur um den Gewinn geht und nicht um die Nützlichkeit der produzierten Dinge. Aber eigentlich wäre es mehr als angebracht, sich etwas anderes auszudenken, denn wirklich schön ist der Kapitalismus nicht: Ständig arbeiten gehen, viele Leute hungern oder leben nur vom Nötigsten. Ein paar Leute können von der Schufterei der Anderen leben und das ziemlich gut. Und der Kapitalismus führt dazu, dass es mit der Umwelt langsam aber sicher richtig den Bach runter geht.

Dabei könnte alles wirklich entspannt sein:
Alle Leute in der Gesellschaft könnten sich zusammen überlegen, was alles gebraucht oder gewollt wird, und das dann herstellen. Wenn Leute Lust auf ein noch leichteres Fahrrad mit dreißig Gängen haben, dann wird das eben gebaut, und alle, die eins wollen, kriegen eins. Wir könnten uns bei anderen Produkten aber auch zweimal überlegen, ob sie den Stress wirklich nötig sind. Sicherlich müssten wir alle weniger arbeiten und könnten uns vieles sparen: den ganzen Konkurrenzdruck, die ganze Werbung, die vielen Banken. Wir könnten richtig relaxen und jede_r hätte genug Zeit, mit seinen Freund_innen rumzuhängen, sich Tricks beim Skaten beizubringen oder vielleicht auch einfach nur genug Zeit für die Playstation zu haben.
Bis dahin gilt es aber noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten, damit die Leute von ihrem Film, es ginge nicht anders, endlich mal runterkommen.