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Manege frei für den Staat

Von der Kunst, unseren Protest zu zähmen

Wie wir von wilden Tigern in zahme Schmusekätzchen verwandelt werden

Es ist ja so: Protest, der sich gegen die herrschenden Verhältnisse richtet, hat meist das Ziel, den gesellschaftlichen Ist-Zustand herauszufordern und eine Veränderung herbeizuführen. Der Kapitalismus ist allerdings ein Meister darin, diesen Widerstand einzuhegen und zu zähmen. Hast Du Dich gerade noch wie ein wütender Tiger gefühlt, schon wird aus Dir ein schnurrendes Schmusekätzchen gemacht. Denn der Staat und seine Institutionen werden immer versuchen, Proteste in Formen zu bringen, die für sie handhabbar sind und keine grundsätzliche Veränderung zulassen. Manchmal fühlen wir uns allerdings auch wie eine aggressive Raubkatze, obwohl wir schon von Anfang an als harmloses Kätzchen auf die Bühne des Protests getreten sind.

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All together now – aber wie?

Zum Verhältnis von spontanem und organisiertem Protest

Protest kann auf unterschiedliche Art und Weise entstehen. Der Weg dorthin ist mal leicht und mal steinig – und es gibt Abkürzungen und Umwege. Ein wesentlicher Unterschied besteht zwischen spontanem und organisiertem Protest. Beide Formen können ineinander übergehen und lassen sich selten eindeutig voneinander abgrenzen. Dennoch ist es schon ein kleiner Unterschied, ob sich in Frankreich Gewerkschaften zusammenschließen, um zu einer organisierten Streikbewegung gegen die Rentenreform aufzurufen, oder ob in Bordeaux durch Protestierende spontan das Rathaus angezündet wird.

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Wie Du Onkel Thomas mit Deiner Sprache zur Weißglut treiben kannst

Wie Sprache Protest sein kann

Mal angenommen unsere Sprache wäre magisch und bei richtiger Anwendung könnten wir alle Verhältnisse auf den Kopf stellen, indem wir sie einfach anders benennen als gewohnt. Dann müssten wir nur konsequent von »Chef:innen« sprechen und zack – Gleichstellung in der Arbeitswelt wäre erreicht. So einfach ist es aber nicht. Sprache ist kein Zauberstab und nur weil ich »Aktivist:innen« sage, haben wir morgen noch keinen Kommunismus. Ein wenig Macht hat Sprache aber dennoch: Sie kann dafür sorgen, dass kleine Kinder sich nicht nur Männer vorstellen, wenn sie von Weltraumabenteuern hören, oder dafür, dass Onkel Thomas beim nächsten Familientreffen ausflippt – und beides nur, weil wir gendern. Sprache hat also durchaus Kraft. Wer von Astronaut:innen spricht, möchte damit sichtbar machen, dass nicht nur Männer in den Weltraum reisen. Walentina Tereschkowa¹ gefällt das.

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»Aktivismus kommt von Action statt nur rumzuschmoll’n / Respekt an alle, die viel machen ohne rumzuproll’n«

Ein Interview mit Pöbel MC

Pöbel MC ist ein bekannter Musiker aus Rostock, der Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt. Auf seiner aktuellen EP »Pöbel Sports Tape 2« finden sich Banger wie »Bock auf Crime«, »Diskurssex« oder »Niemals sitt«. Mal schreibt er alberne, mal introspektive Texte und häufig haben sie einen Bezug zu gesellschaftspolitischen Themen. Darum haben wir ihn gefragt:

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Friede, Freude, Eierkuchen?

Lasst uns über Gewalt in Protesten sprechen – und über Gewalt in der Gesellschaft

»Wer meint, dass Gewalt und Sachbeschädigung das Gleiche sind, sollte mal versuchen, eine Tür zu foltern.«

Das Zitat von Thomas Ebermann klingt plump? Oder logisch? Oder beides? Die Diskussion dahinter ist es jedenfalls nicht. Denn eigentlich immer, wenn linker Protest die Grenzen des Erlaubten – oder auch nur die Grenzen des Gebilligten – verlässt, dann ist die Empörung groß: »Randalierer!«, »Chaoten!«, »Terroristen!«, »Sinnlos!«.

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Wie es ist, kann es nicht bleiben

Warum Protest notwendig ist

Preise und Mieten steigen, die Durchschnittstemperaturen auch. Wer die Nachrichten verfolgt, hört täglich neue Meldungen über Hunger, Leid, Krisen und Krieg. Allen dämmert inzwischen, dass die Menschheitsgeschichte keine Geschichte des alleinigen Fortschritts ist, bei der automatisch alles immer besser wird, und dass es nicht einfach so weitergehen kann wie bisher. Protest ist daher nicht nur gerechtfertigt, er ist sogar nötig.

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Rat & Hilfe von Dr. Zucker: Sprich Dich aus…

Du protestierst? Sogar regelmäßig?! Keine Sorge, Du bist nicht allein!

Du hast Fragen zu Protest, aber weißt nicht an wen Du Dich wenden sollst? Eltern, Lehrer:innen oder Arbeitskolleg:innen sind da nicht unbedingt die erste Anlaufstelle. Bei Dr. Zucker erfährst Du das, was Dir sonst niemand erzählt.

Es ist wichtig, über Protesterfahrungen zu sprechen und sich zusammenzuschließen. Deshalb haben wir verschiedene Menschen interviewt und ihre Erfahrungen aufgeschrieben.

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Alles kann, irgendwas muss

Protest hat viele Gesichter

Was ist Protest? Der Duden sagt: »Bekundung des Missfallens, der Ablehnung«, und das sagt alles – und nichts. Denn es kommt ja darauf an, ob für eine bessere Welt ohne Klimakatastrophe und Ungerechtigkeit protestiert wird oder für Dieselmotoren und für ein Gesellschaftsbild von 1933. In jedem Fall kann Protest unendlich viele Formen annehmen. Hier haben wir ein paar Varianten aufgezählt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, sondern als motivierender Rundgang durch den Jahrmarkt der Möglichkeiten. Wo erkennst Du Dich wieder?

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»Whose Streets? Our Streets!«, »A, Anti, Anticapitalista!«, »Jin, Jiyan, Azadî!«

Auf einer Demo stolpert man schnell über die ersten Protestslogans. Laut schallen sie durch die Straßen. Je mehr sie rufen, desto lauter, desto besser. In den Slogans werden Missstände angeprangert, Forderungen formuliert.

…aber Moment mal, warum eigentlich protestieren?

Widerstand kann viele Formen annehmen. Man findet ihn auf der Straße, manchmal aber auch in Kleidungsstilen, Liedern oder Gedichten. Es gab schon immer Menschen, die sich widerständig gezeigt haben, die im übertragenen Sinne oder wortwörtlich auf die Barrikaden gegangen sind. Allein die Redewendung steht in einer langen historischen Tradition, denn die Barrikade ist im Laufe der Zeit zu einer politischen Ausdrucksform und zum revolutionären Symbol schlechthin geworden.

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